Ferhat Ayne—Dritte Heimat (Gastarbeiter)

Pigmentdruck (2022)

Menschen, die aufgrund des Anwerbeabkommens eine zeitlich befristete Arbeitserlaubnis in Deutschland erhielten, werden bis heute umgangssprachlich als „Gastarbeiter“ bezeichnet – ein Begriff, der ursprünglich dem NS-Kontext entstammt und beschönigend die Situation von Arbeitsmigrant:innen beschreibt, denn das Abkommen verfolgte wortwörtlich nicht die „Absicht, den Menschen eine neue Heimat zu geben“. Ferhat Ayne rückt Menschen dieser Generation in den Fokus seiner aufwendigen Recherchearbeit, die nach langjährigem Aufenthalt in Deutschland in die Türkei zurückgekehrt sind. Wie in seiner Serie „woanders“, zeigt Ferhat Ayne einen besonderen Verortungsprozess und eine Identitätssuche, indem er die Menschen in ihren Wohnzimmern in der Türkei portraitiert. Dort präsentieren sie ihre „Dritte Heimat“, in der ihr jahrzehntelanger Aufenthalt in Deutschland nur sehr subtil integriert zu sein scheint.

Carbon print (2022)

“Gastarbeiter” (guest worker) is still the colloquial expression used for people having obtained a temporary work visa on the basis of a recruitment agreement between Germany and Türkiye as well as other South European countries during the second half of the 20th century. The expression originally dates back to Nazi Germany and euphemizes the situation of migrant workers, for the agreement did literally not serve the “purpose of providing people with a new home”. Ferhat Ayne’s comprehensive research focuses on people of this generation having returned to Türkiye after years of living in Germany. As in his series “somewhere else”, Ferhat Ayne displays a unique process of situatedness and a search for identity by portraying these people in their living rooms in Türkiye presenting their “third home”, which seems to integrate the decades of their lives spent in Germany only in a very subtle way.